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Sensorische Integrationstherapie

Sensorische Integration – eine Definition

  • Die Aufnahme, Verarbeitung und Vernetzung von Sinneseindrücken: Tasten/Spüren, Bewegungswahrnehmung, Gleichgewichtswahrnehmung, Riechen, Schmecken, Hören, Sehen.
  • Dieser Prozess beginnt bereits im Mutterleib und ist von entscheidender Bedeutung für die gesamte weitere Entwicklung.
  • Das Zusammenwirken der Sinne bewirkt Muskeltonus, Körperhaltung, Bewegung sowie automatisierte und zielgerichtete Handlungsfähigkeit.
  • Dies ist die Voraussetzung für die Entwicklung von Aufmerksamkeit, Ausdauer, Konzentration, emotionaler Stabilität, Beziehungsfähigkeit, Erlebnisfähigkeit...
  • "Selbstachtung, Selbstkontrolle und Selbstvertrauen entwickeln sich in dem Bewusstsein, dass der Körper als ein zuverlässiges sensomotorisches Gebilde existiert und rühren von einer guten Integration des Nervensystems her." (Jean Ayres)

Mögliche Symptome

Wenn die Wahrnehmungsaufnahme, Verarbeitung und Vernetzung gestört ist, kann sich dies z.B. in folgenden Auffälligkeiten zeigen:
  • Ungeschicklichkeit in der Grob- und Feinmotorik, z.B. häufiges Stolpern, "Anecken", Probleme beim Malen und Schreiben...
  • Bewegungsunlust /Bewegungsangst, krabbelt nicht...
  • Überempfindlichkeit oder Unterempfindlichkeit bei Berührung, Bewegung, Geräuschen, Abwehr von Körperkontakt...
  • Hyperaktivität, Tagträumerei, schlechte Gefahreneinschätzung...
  • Sprachverzögerungen, Hörprobleme, Ängste
  • Kind entwickelt wenig Selbständigkeit, z.B. beim An- und Ausziehen...
  • Kind ist überwach und nicht müde zu kriegen, Schlafstörungen, "Schreikinder"
  • Einnässen, Einkoten, Essprobleme, Trinkprobleme
  • leichte Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit, Kritikempfindlichkeit, mangelnde Ausdauer...
  • spontanes Handeln ohne Nachdenken; schnell wütend, aggressiv, antriebslos...
  • hat keine Freunde, sozial unsicher, zurückhaltend oder distanzlos
  • Zappeligkeit, Unfähigkeit zu planvollem Handeln, Unorganisiertheit, Konzentrationsschwäche...
  • Lernstörungen, Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche...

Die sensorische Integrationstherapie

Die Sensorische Integrationstherapie wurde von der US-armerikanischen Entwicklungspsychologin Jean Ayres (1920 – 1988) begründet. Grundlage der Therapie bildet die Erkenntnis, dass Sinneseindrücke (Tasten/Bewegung/Gleichgewicht/Riechen/Schmecken/Hören/Sehen) vom Gehirn nicht nur wahrgenommen werden sollten, sondern auch verarbeitet und vernetzt werden müssen. D.h. sie sind vom Gehirn zu kategorisieren und abzuspeichern. Erdbeere sehen und erinnern, Erdbeere fühlen und erinnern, Erdbeere schmecken und erinnern = Kategorie Erdbeere. Dieser angeborene Mechanismus setzt bereits im Mutterleib ein. Zum Ende der achten Schwangerschaftswoche setzen Tastsinn, Gleichgewichtssinn, Geschmackssinn, Eigenwahrnehmung und Gehör ein. Durch das – unbewusstes - Erinnern und Kombinieren verschiedenster Sinneseindrücke gelingt es dem Kind, sich situationsangemessen zu bewegen, d.h. Muskeltonus aufzubauen, Köperhaltung einzunehmen und zu variieren, Bewegung durchzuführen. Also z.B. Fahrrad zu fahren. Diese erfahrungsbasierte Sicherheit im Umgang mit sensorischen Reizen gilt als Basis und Voraussetzung für das Erlernen weitere Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Ausdauer, Konzentration, emotionale Stabilität, Beziehungsfähigkeit, Erlebnisfähigkeit etc.

 

 

Symptome, die Folge unzureichender Sensorischer Integration sein können:

  • Grob- und Feinmotorik verzögert – mögliche Folgen: ungeschickter Bewegungsablauf; Malen/Schreiben unzureichend.
  • Verspätetes Krabbeln ; Bewegung(sspiele) werden
  • Einzelne/mehrere Reizarten werden zu stark oder zu schwach wahrgenommen (Berührung, Gleichgewicht, Hören etc.
  • Hyperaktivität, Tagträumerei, schlechte Gefahreneinschätzung...
  • Sprachverzögerungen, Hörprobleme, Ängste
  • Altersentsprechende Selbständigkeit verzögert, z.B. An- Ausziehen.
  • Viel zu lange wach und aktiv, Schlafstörungen
  • Einnässen, Einkoten, Essprobleme, Trinkprobleme
  • Leicht ablenkbar, vergesslich, übersensibel gegenüber Kritik, wenig Ausdauer
  • Im Moment agierend ohne an die Konsequenzen / Gefahren zu denken; aufbrausend; aggressiv; wenig Eigeninitiative
  • Kaum dauerhafte Beziehungen zu gleichaltrigen (Freunde); unsicher im Umgang mit anderen Menschen; fremdelnd oder distanzlos
  • Zappelig; Logische / Planvolle Handlungsabfolgen nicht möglich; Kaum organisiert; mangelnde Konzentration
  • Schulprobleme: Lernstörungen z.B. beim Lesen, Schreiben, Rechnen.
Den Ausgangspunkt der Behandlung bildet selbstverständlich eine eingehende Analyse des Istzustandes des Kindes. Hierzu erfolgt eine differenzierte Befunderhebung (Befragung der Eltern, Beobachtungen des Therapeuten, standardisierte Testverfahren). Ergebnis soll eine Befund im Hinblick auf die Stärken und Schwächen des Kindes im Bereich der Sensorischen Wahrnehmungsverarbeitung sein. Hieraus können sich schon Hinweise auf die Ursachen für die vorliegenden Auffälligkeiten ergeben. Somit erkennt der Therapeut, wo er ansetzen muss. Im Rahmen der Therapie werden zielgenaue Anforderungen i.S.v. Lernangeboten an das Kind gestellt, sowohl hinsichtlich Sensorik wie auch Motorik, Hierbei kann es sich um aktive Reizaufnahme des Kindes handeln (Balancieren/Gleichgewicht), aber auch um passive, die durch den Therapeuten erfolgen (Geräuschkulisse/auditiv). Sofern diese Basisfertigkeiten hinreichend erlernt wurden, können weitergehende Ziele angegangen werde (Handlungskompetenz/Selbstorganisation/Selbstwertgefühl/Eigeninitiative ect.). Kernkompetenz des Therapeuten ist es, in diesem Prozess jederzeit individuell angepasste und situationsgerechte Lernangebote für das Kind zu schaffen. Bestenfalls bemerkt das Kind gar nicht, dass es lernt, sondern empfindet das Lernen als Teil eines interessanten Spieles.
Selbstverständlich wirkt sich die Therapie auch im häuslichen Umfeld aus. Gleichzeitig gilt: Das häusliche Umfeld wirkt sich auch auf die Therapie aus. Bei einer erfolgreichen Therapie kann es passieren, dass das Kind – durch die bessere Wahrnehmungsverarbeitung und Bewegungssicherheit – neue Lieblingsbeschäftigungen entdeckt, z.B. Roller fahren. Und auch die Bezugspersonen werden mit in die Therapie einbezogen. Sie erhalten für den Umgang mit dem Kind Tipps „für zu Hause“, aber es werden auch konkrete Maßnahmen besprochen.

Diagnosen (Auswahl)

  • Wahrnehmungsstörungen
  • Entwicklungsstörungen und Lernstörungen
  • Verhaltensstörungen
  • ADS / ADHS (Aufmerksamkeitsstörungen)
  • Konzentrationsstörungen
  • Hirnleistungsstörungen
  • Ängste
  • Posttraumatische Belastungsstörungen
  • Psychische Ursachen und Folgen von körperlichen Krankheiten
  • Störungen in der Körperwahrnehmung
  • Neurologische Störungen z.B. nach Schlaganfall